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»Trägt man auch Abendkleider, wenn es keine Männer mehr gibt (носят ли вечерние платья также тогда, когда нет мужчин)?« erkundigt sich Thesi bei Betsy (интересуется Тези у Бетси). Thesi ist hierhergekommen, weil ihr Beruf es verlangt (Тези пришла сюда, потому что того требует ее профессия). Sie hat Betsy gebeten, ihr Gesellschaft zu leisten (она попросила Бетси составить ей компанию; bitten).
357. An ihre eigene Sicherheit zum Beispiel haben sie geglaubt. Und an den Erfolg ihrer Vogel-Strauß-Politik, bei der man den Kopf in den Sand steckt, mit Eifer fünf verschiedene Teesurrogate ausprobiert, Buttermarken an der Schwarzen Börse kauft und im übrigen glaubt, dass der Krieg einen nichts angeht. Aber noch halten die Damen den Schein aufrecht. Sie gehen zu Viwex, um die letzten Pariser Abendkleider zu sehen. Und es wird noch eine Weile dauern, bis die fremden Stiefel entdecken werden, dass diese Damen ihr bisheriges Leben nur nach außen weiterzuleben versuchen und sehr genau wissen, dass dieser Krieg auch sie angeht.
»Trägt man auch Abendkleider, wenn es keine Männer mehr gibt?« erkundigt sich Thesi bei Betsy. Thesi ist hierhergekommen, weil ihr Beruf es verlangt. Sie hat Betsy gebeten, ihr Gesellschaft zu leisten.
358. »Hören Sie auf — der Krieg wird gut ausgehen (прекратите — война закончится хорошо)«, fährt Betsy auf und denkt an Gary (взрывается Бетси и думает о Гари).
Kriege können nicht gut ausgehen, überlegt Thesi und lächelt Ulla zu, die auf dem Podium steht und sich in den Hüften wiegt (войны не могут заканчиваться хорошо, размышляет Тези и улыбается Улле, которая стоит на подиуме и качает бедрами). Alles, was der liebe Gott rund an einer Frau geschaffen hat, ist wieder modern geworden (все, что милостивый Бог сделал у женщин округлым, снова стало модным). Mit unendlich arrogantem Blick schaut Ulla über die Tee trinkenden Damen hinweg (бесконечно высокомерным взглядом смотрит Улла поверх дам, пьющих чай). Ulla weiß Bescheid über sie, Ulla kennt ja — die Gatten (Улла в курсе их дел, Улла ведь знает — /их/ супругов).
358. »Hören Sie auf — der Krieg wird gut ausgehen«, fährt Betsy auf und denkt an Gary.
Kriege können nicht gut ausgehen, überlegt Thesi und lächelt Ulla zu, die auf dem Podium steht und sich in den Hüften wiegt. Alles, was der liebe Gott rund an einer Frau geschaffen hat, ist wieder modern geworden. Mit unendlich arrogantem Blick schaut Ulla über die Tee trinkenden Damen hinweg. Ulla weiß Bescheid über sie, Ulla kennt ja — die Gatten.
359. Thesi spürt, dass man sie fixiert (Тези чувствует, что кто-то пристально смотрит на нее). Sie wendet sich um: alle drei Damen Nielsen (она оборачивается: все три дамы Нильсен). Tante Ottilie zielt mit ihrem Lorgnon auf Thesi (тетушка Оттилия нацеливает на Тези свой лорнет). Neben ihr sitzt Karen und blickt sofort auf ihren Teller, weil Thesi hinschaut (рядом с ней сидит Карен и тотчас опускает взгляд в свою тарелку, потому что на них смотрит Тези). Dann gibt es noch Mama Elsbeth (потом еще мама Эльсбет). Aber Mama Elsbeth hat keine Zeit für Thesi, sie starrt mit dem Blick eines weidwunden Rehs auf Ulla — weidwundes Reh passt zwar nicht auf die dicke Frau Nielsen, aber Thesi fällt kein anderer Ausdruck ein, sie hat auch noch nie ein weidwundes Reh gesehen — so ungefähr dürfte es aber dreinsehen (но у мамы Эльсбет нет времени /смотреть/ на Тези, она смотрит взглядом смертельно раненой косули на Уллу — раненая косуля = выражение «раненая косуля», правда, не подходит в отношении толстой госпожи Нильсен, но Тези не приходит в голову никакое другое выражение, и она также ни разу не видела раненую косулю — но примерно так могла бы она смотреть; das Reh; die Weid — /уст./охота, травля; dieWunde— рана). Papa Nielsen packt das Ganze falsch an, denkt Thesi, man darf einem anderen Menschen nicht so weh tun (папа Нильсен неправильно все делает: «за все берется», думает Тези, нельзя другому человеку причинять такую боль; anpacken — хвататься, братьсязачто-либо). Nein, nicht weh tun, das ist die Hauptsache (нет, только не причинять боль, это самое главное)...
359. Thesi spürt, dass man sie fixiert. Sie wendet sich um: alle drei Damen Nielsen. Tante Ottilie zielt mit ihrem Lorgnon auf Thesi. Neben ihr sitzt Karen und blickt sofort auf ihren Teller, weil Thesi hinschaut. Dann gibt es noch Mama Elsbeth. Aber Mama Elsbeth hat keine Zeit für Thesi, sie starrt mit dem Blick eines weidwunden Rehs auf Ulla — weidwundes Reh passt zwar nicht auf die dicke Frau Nielsen, aber Thesi fällt kein anderer Ausdruck ein, sie hat auch noch nie ein weidwundes Reh gesehen — so ungefähr dürfte es aber dreinsehen. Papa Nielsen packt das Ganze falsch an, denkt Thesi, man darf einem anderen Menschen nicht so weh tun. Nein, nicht weh tun, das ist die Hauptsache ...
360. Da richtet Karen ihr Gesicht auf (тут Карен поднимает свое лицо). Sie schaut Thesi an, und Thesi senkt den Kopf zum Gruß (она смотрит на Тези, и Тези опускает голову в знак приветствия). Ich schäme mich, denkt sie dabei, ich kann ja nichts dafür, ich konnte ihr meinen Mann nicht lassen (мне стыдно, думает она при этом, но я ничего не могу поделать, я не могла оставить ей своего мужа). Aber ich schäme mich trotzdem (но, несмотря на это, мне стыдно).
Und jetzt geschieht es, dass Karen sich großartig benimmt (и сейчас происходит то, что Карен ведет себя великолепно). Sie steht auf, zwängt sich zwischen den Tischen durch und geht auf Thesi zu (она встает, пробирается между столов и подходит к Тези).
»Ich habe gehört, dass Sie im letzten Herbst sehr krank waren, und ich will Ihnen nur sagen, dass ich mich freue, weil — weil Sie wieder gesund sind (я слышала, что прошлой осенью Вы серьезно болели, и я только хочу Вам сказать, что я рада тому — тому, что Вы снова выздоровели)«, stößt Karen eilig hervor (поспешно произносит Карен; hervorstoßen — выталкивать; восклицать, выкрикивать).
360. Da richtet Karen ihr Gesicht auf. Sie schaut Thesi an, und Thesi senkt den Kopf zum Gruß. Ich schäme mich, denkt sie dabei, ich kann ja nichts dafür, ich konnte ihr meinen Mann nicht lassen. Aber ich schäme mich trotzdem.
Und jetzt geschieht es, dass Karen sich großartig benimmt. Sie steht auf, zwängt sich zwischen den Tischen durch und geht auf Thesi zu.
»Ich habe gehört, dass Sie im letzten Herbst sehr krank waren, und ich will Ihnen nur sagen, dass ich mich freue, weil — weil Sie wieder gesund sind«, stößt Kareneilig hervor.
361. »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen (не хотите присесть к нам)?« fragt Thesi und findet die Situation gräßlich (спрашивает Тези и находит ситуацию отвратительной).
»Nein, danke. Aber — ich möchte noch sagen, dass ich gehört habe, dass Sie wieder — verlobt sind und, ja — ich wollte Ihnen viel Glück wünschen (но — я хотела еще сказать, что слышала, что Вы снова — обручены и, да — я хотела пожелать Вам счастья).« Das ist zu viel (это слишком).
»Fräulein Karen, brechen Sie mir nicht das Herz (фрейлейн Карен, не разбивайте мое сердце)«, sagt Thesi, »setzen Sie sich zu uns und essen Sie ein Stück Kuchen (садитесь к нам и съешьте кусок пирога).«
»Nein, ich muss zu meiner Mutter zurück, wir wollen gemeinsam die Modelle anschauen, ich brauche zwei neue Abendkleider (нет, мне надо вернуться к маме, мы хотим вместе рассматривать модели, мне нужны два новых вечерних платья)«, antwortet Karen hastig und versucht davonzustürzen (поспешно отвечает Карен и пытается ринуться прочь). Es geht schlecht, sie bringt das Nebentischchen in Gefahr, und alles ist sehr aufregend (это не получается, она подвергает опасности соседний столик = она едва не опрокидывает соседний столик, и все /происходит/ очень волнующе = нервно).
»Sie wollte Ihnen zeigen, dass sie sich nicht kränkt (она хотела Вам показать, что она не обижается)«, urteilt Betsy (отзывается Бетси; urteilen— высказывать суждение; dasUrteil— суждение, приговор).
361. »Wollen Sie sich nicht zu uns setzen?« fragt Thesi und findet die Situation gräßlich.
»Nein, danke. Aber — ich möchte noch sagen, dass ich gehört habe, dass Sie wieder — verlobt sind und, ja — ich wollte Ihnen viel Glück wünschen.« Das ist zu viel.
»Fräulein Karen, brechen Sie mir nicht das Herz«, sagt Thesi, »setzen Sie sich zu uns und essen Sie ein StückKuchen.«
»Nein, ich muss zu meiner Mutter zurück, wir wollen gemeinsam die Modelle anschauen, ich brauche zwei neue Abendkleider«, antwortet Karen hastig und versucht davonzustürzen. Es geht schlecht, sie bringt das Nebentischchen in Gefahr, und alles ist sehr aufregend.
»Sie wollte Ihnen zeigen, dass sie sich nicht kränkt«, urteilt Betsy.
362. »Aber sie kränkt sich doch (но она все-таки обижается)«, sagt Thesi, »und ich habe ein schlechtes Gefühl ihr gegenüber (и у меня плохое чувство по отношению к ней = я чувствую себя виноватой перед ней). Zuerst verlobt sie sich mit meinem Mann, dann verlobe ich mich mit ihrem Bräutigam (сначала она обручается с моим мужем, потом я обручаюсь с ее женихом). Und jetzt, jetzt schütteln wir einander die Hände wie Gegner nach einem Tennismatch (а сейчас, сейчас мы пожимаем друг другу руки, как противники после теннисного матча; der Gegner; der Tennismatch). Der Besiegte grinst womöglich noch mehr als der Sieger (побежденный, возможно, ухмыляется еще больше, чем победитель). Sie kennen doch die Bilder aus der Wochenschau (Вам же знакомы картинки из киножурнала «Новости недели»; die Wochenschau). Aber bei mir geht es nicht um einen Pokal (но для меня важен не кубок; der Pokál). Bei Gott, es geht um alles (клянусь Богом, важно все). Betsy — es ist scheußlich, dass wir so modern tun müssen (Бетси — это ужасно, что мы должны поступать столь современно; modérn).«
»Wie waren denn Sie mit neunzehn Jahren (какой же Вы были в девятнадцать лет)?« erkundigt sich Betsy spitz (язвительно: «остро» интересуется Бетси).
»Ich —?« Thesi lacht (Тези смеется). »Ich war ganz unmodern (я была абсолютно несовременная). Ich habe gedacht, ich sterbe, wenn mich Herr Poulsen nicht heiratet (я думала, я умру, если господин Поульсен на мне не женится).«
»Erschütternd (потрясающе; erschüttern — потрясти)!«
»Warum? Ich habe doch gewusst, dass er mich heiraten wird (я ведь знала, что он на мне женится). Oh — sehen Sie doch —, dieses Kleid ist ein Traum (о — посмотрите же — , это платье — просто мечта)! Ein Traum in Sonnengelb, nicht wahr (мечта солнечно-желтого цвета, не так ли)?«
362. »Aber sie kränkt sich doch«, sagt Thesi, »und ich habe ein schlechtes Gefühl ihr gegenüber. Zuerst verlobt sie sich mit meinem Mann, dann verlobe ich mich mit ihrem Bräutigam. Und jetzt, jetzt schütteln wir einander die Hände wie Gegner nach einem Tennismatch. Der Besiegte grinst womöglich noch mehr als der Sieger. Sie kennen doch die Bilder aus der Wochenschau. Aber bei mir geht es nicht um einen Pokal. Bei Gott, es geht um alles. Betsy — es ist scheußlich, dass wir so modern tun müssen.«
»Wie waren denn Sie mit neunzehn Jahren?« erkundigt sich Betsy spitz.
»Ich —?« Thesi lacht. »Ich war ganz unmodern. Ich habe gedacht, ich sterbe, wenn mich Herr Poulsen nicht heiratet.«
»Erschütternd!«
»Warum? Ich habe doch gewusst, dass er mich heiraten wird. Oh — sehen Sie doch —, dieses Kleid ist ein Traum! Ein Traum in Sonnengelb, nicht wahr?«
363. »Le dernier cri de Paris«, sagt Betsy und starrt blicklos auf die sonnengelben Tüllwolken (говорит Бетси и смотрит опустошенно = опустошенным взглядом на солнечно-желтые тюлевые облака; die Tüllwolke).
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