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Ich hatte einen Veteranen mit sehr ernstem Gesicht an einem Tisch sitzend dargestellt, vor ihm stand ein Glas Wodka und etwas zu Essen. Eigentlich dachte ich, dass die Arbeit für mich nun erledigt sei. Das Werk sollte in wenigen Tagen einer zweiten Prüfungskommission zur letzten Begutachtung gezeigt werden. Dazwischen kam jedoch der 16. Mai 1985, jener Tag, an dem Gorbatschow ein Gesetz erließ, mit dem er dem Alkoholtrinken in der Öffentlichkeit einen strengen Riegel vorschob. Nun sah die von mir als festliche Stimmung gemeinte Thematik des Bildes – öffentlicher Speisen- und Alkoholgenuss – plötzlich völlig anders aus! Zwar schmunzelten meine Professoren über diesen neuen Gesetzeserlass, dennoch musste ich binnen weniger Tage sowohl den Wodka wie auch die auf meinem Ölbild dargestellten Speisen übermalen.

Bei meiner Abschlussprüfung hat dann die ganze Kommission heimlich gelacht, als ein Professor meinte, das Bild sollte nicht mit Schweigeminute betitelt werden, sondern die Bezeichnung Der 16. Mai tragen. Persönlich finde ich es heute noch höchst bedauerlich, dass mein Gemälde durch die Politik seiner eigentlichen Bedeutung enthoben wurde.“

Seite 25.

STAATLICHE AUFTRAGSWERKE.

Nach dem Akademieabschluss arbeitete Andrej Kasakov einige Jahre für das staatliche Malereikombinat. Von dieser Organisation erhielt er regelmäßig Aufträge zu offiziellen Werken, die jeweils ein vorgegebenes Thema behandeln mussten. So entstand unter anderem das 2,30 x 1,90 m große historische Ölgemälde Lenin in der Oktoberrevolution, an dem auch sein Vater Boris mitarbeitete. Eine Kommission überprüfte jedes Detail dieses Bildes, etwa die Schuhe oder die Gewehre der Soldaten, auf geschichtliche Vorlagentreue. Was der Kritik nicht standhielt, musste vom Künstler entsprechend verändert werden. Ein weiteres Bildthema, bei dem sich der Maler wesentlich freier ausdrücken durfte, galt der Aufbauarbeit in Moskau.

Während dieser Periode hat Andrej Kasakov acht große offizielle Ölgemälde geschaffen, die heute jedoch möglicherweise gar nicht mehr existieren.

Seite 26.

KÜNSTLERISCHE ORIENTIERUNG NACH DER AKADEMIE.

Seite 30.

EINE NEUE KREATIVE SCHAFFENSPERIODE.

Seite 49.

VERSCHIEDENE ZEITGENOSSEN IM PORTRÄT

„Ich denke, dass das Porträt eine der schwierigsten künstlerischen Aufgaben darstellt“, meint Andrej Kasakov. „Zudem sind die Themen auch in dieser Sparte recht vielfältig. Es gibt das Einzel- und das Gruppenporträt, woraus je nach Rahmenbedingung eine Genre- oder eine Vielfigurenkomposition erwachsen kann. Die Schwierigkeit ist, dass jede im Bild dargestellte Person ja ihren eigenen Charakter besitzt. Das malerische Abbild eines Menschen muss höchstmögliche Ähnlichkeit mit diesem haben und dennoch Leben ausstrahlen! Allerdings ist es immer wieder möglich, dass sich ein Auftraggeber anders sieht, als ich ihn wiedergebe. Als Künstler kann ich fallweise noch andere Gedanken in die Komposition einfließen lassen, etwa eine allegorische Andeutung der Jugend mit dem Frühling oder eine Anlehnung an die Reifezeit des Lebens durch den Herbst.

In meinem Leben habe ich schon viele verschiedene Menschen gemalt, vom Bauern bis zum Adeligen, vom Bürger bis zum Politiker, vom Kind bis zum Greis. Oft habe ich darüber nachgedacht, weshalb so viele Leute bei mir Porträts in Auftrag geben. Der Grund liegt wohl darin, dass sie in ihren Wohnräumen etwas höchst Familiäres besitzen wollen, ein wertvolles Schmuckstück, das gleichzeitig zur Erinnerung an einen lieben Menschen dient. Doch gleichgültig, um welche Person es sich handelt, ich versuche stets, den geistigen Hintergrund des Darzustellenden wiederzugeben. Auch sollten Charakter und Seele im Einklang mit den Äußerlichkeiten stehen. Diese Harmonie zwischen dem Innen und Außen eines Menschen ist wahrscheinlich das Geheimnis meines Erfolges als Porträtmaler!“

Seite 61.

REIZENDE KINDERBILDNISSE

„Zu meinen liebsten Modellen zählen die Kinder“, gesteht der begnadete Porträtist Andrej Kasakov, der in dieser speziellen Sparte der Malerei auf reiche Erfahrung verweisen kann. „Diese Vorliebe rührt wohl zum Teil daher, dass ich das kindliche Entwicklungsstadium mit den Begriffen Freiheit und Reinheit verbinde. Kinderaugen strahlen Wärme und Offenheit aus, sie können einfach nicht lügen.“ Obwohl oder gerade weil der Künstler keine eigenen Nachkommen hat, legt er seine Seele und seine unmittelbarsten Gefühle in die Bildnisse von Kindern. Kann sein, dass auch eine gewisse Sehnsucht darin mitschwingt. Oder eine dankbare Erinnerung an seine eigene glückliche Kindheit in Moskau.

Seite 65.

NEUE MOTIVE IN DER LANDSCHAFTSMALEREI.

Für den Künstler Andrej Kasakov erscheint Landschaftsmalerei wie ein ruhiges Gespräch mit der Natur, jenem Teil der Schöpfung, der ihm von Jugend an sehr viel bedeutet. „Morgenrot, Sonnenuntergang, Lichtreflexe am Wasser, Sommer und Winter, die Flora zu verschiedenen Jahreszeiten, Seerosen … Wenn ich eine Landschaft male, fühle ich mich völlig frei, alles scheint wie von selbst auf mich zuzukommen. An mir liegt es nur, Formen und Farben harmonisch zusammen zu stellen. Ich denke, die Aufgabe des Künstlers muss es wohl sein, von Gott geschaffene Naturschönheiten mit ganz persönlichen Ausdrucksmitteln festzuhalten und zu gestalten.“

Seite 75.

EIN KÜNSTLER AUF REISEN

„Reisen bedeutet für mich unendlich viel“, erzählt Andrej Kasakov. „Ich liebe es, neue Eindrücke zu gewinnen, andere Länder, deren Kulturen und die dort lebenden Menschen kennen zu lernen. Meine Wunschvorstellung wäre es, die ganze Welt zu bereisen. Da mir dies mit Sicherheit nicht möglich sein wird, verfolge ich nunmehr ein greifbares Ziel, nämlich – die Kunst und Kultur der europäischen Länder zu erforschen.“

Bereits 1980 besuchte der Maler als Student die in der damaligen DDR liegenden Städte Berlin, Dresden, Weimar und Meissen. Er war fasziniert von den vorhandenen Kulturschätzen und fertigte während seiner Besuche zahlreiche Skizzen an. „In Dresden hatte ich ein zwiespältiges Erlebnis“, erinnert er sich. „Als ich in einer Kirche das Grab des Komponisten Bach zeichnete, bot mir ein westdeutscher Tourist dafür einen schönen Geldbetrag an. Ich bekam es mit der Angst zu tun, da ich damals unter keinen Umständen westliche Währung bei mir haben durfte. Ohne genauere Erklärung flüchtete ich verängstigt aus der Kirche.“

Weitere Reisen führten den Künstler nach Bulgarien und Litauen. Zur Zeit der Perestrojka fand er endlich die Möglichkeit, nach Portugal, Spanien, Belgien, Deutschland und in die USA zu fahren. Von überall in der Welt brachte er seine künstlerischen Reiseeindrücke in Form von Zeichnungen und Aquarellen mit. Manches Motiv verwendete er dann daheim als Vorlage zu einem stattlichen Ölgemälde.

Seite 78

„Im Jahr 1992 bin ich zum ersten Mal nach Österreich, genauer gesagt, nach Kärnten gekommen. Von Anbeginn hat mich dieses wunderbare Land als

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